Moving people story
Ich flüchtete2014 aus Uganda,
weil ich bisexuell bin. In Uganda ist das genauso verboten wie Homosexualität. Seit dem Anti-Gay-Gesetz im Jahr 2013 kann ich sogar eine lebenslange Gefängnisstrafe bekommen! Nur darüber zu reden ist strafbar. Jeden Tag hörst du von Gewalt gegen Schwule. Ich lebte in großer Angst und suchte Schutz. Aber ich konnte mich nirgends sicher fühlen.
Jeder, der dich beschützen will, ist selbst auch in Gefahr.
Wenn du dich outest oder entdeckt wirst, kannst du alles verlieren. Arbeit, Freunde, Kollegen, Familie. Und jeder, der dich beschützen will, ist selbst auch in Gefahr. Weil er verpflichtet ist, die Polizei zu warnen, wenn er etwas über homosexuelle Kontakte sieht oder hört. Wer das nicht tut, macht sich strafbar.
Ich gingund musste alles in Uganda zurücklassen, alles für meine Sicherheit. Familie, Freunde, mein Leben als Musiker. Sogar meine Kinder. Aber ich konnte nicht länger bleiben. Ich konnte mich nicht länger belügen und mich selbst verleugnen. Ich vertraute einigen sehr guten Freunden und erzählte ihnen von meiner sexuellen Orientierung. Aber dadurch waren sie und ich noch mehr gefährdet. Ich wollte in einem Land in Sicherheit sein, in dem ich einfach ich selbst sein kann. Also bin ich gegangen.
In den Niederlanden hoffte ich, ein sicheres Leben ohne Gefahr und Gewalt aufbauen zu können. Aber mein Gefühl der Unsicherheit wurde nicht weniger, als ich in Schiphol ankam. Die Haftanstalt für Immigranten dort ist ein unangenehmer Ort. Fast unmenschlich. Wie ein Gefängnis.
Ich wagte wirklich nicht zu sagen, warum ich geflüchtet war.
Ich landete in verschiedenen Asylbewerberzentren. Derzeit bin ich noch in Gesprächen mit der IND (Immigration and Naturalisation Services [Hrsg.]) und einem Anwalt wegen einer Aufenthaltserlaubnis für die Niederlande. Ich hoffe, dass ich mir hier ein Leben aufbauen kann. Ich möchte arbeiten und dazu Politikwissenschaft studieren. Ich bin sehr an Politik interessiert. Wie es geht, wie politische Systeme entstehen und funktionieren. Gerade weil in afrikanischen politischen Systemen so viel schief läuft.
Und jetzt? Ich bin Sänger und Songwriter von Afro-Jazz und spiele Gitarre. In Uganda trat ich oft mit meiner Band auf. Auch hier halten mich Musikmachen und Gesang auf den Beinen. Das entspannt mich und macht mich in unsicheren Zeiten fröhlich. Mein Traum ist, hier Musik zu machen, zu singen und zu touren. Ich bin gerade dabei, eine Band aufzubauen.
Wegen all den Kriegen und unsicheren Situationen in der Welt werden in den Niederlanden gerade viele Asylanträge gestellt. Ich verstehe, dass nicht jeder zugelassen werden kann. Aber ich denke, dass du jeden als Person behandeln solltest, egal woher er kommt. Viele Flüchtlinge und Asylbewerber werden sehr hart behandelt. Das ist keine gute Art miteinander umzugehen? Lasst uns doch lieber etwas netter zueinander sein.